Situation in Schwaben

Polizisten stehen vor fahnenschwenkenden Demonstranten bei einer Demonstration von Rechtsextremisten.
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(Anmerkung zu „Politisch motivierte Kriminalität“ (PMK): Als PMK werden alle Straftaten bezeichnet und erfasst, die einen oder mehrere Straftatbestände der sogenannten klassischen Staatsschutzdelikte erfüllen, selbst wenn im Einzelfall eine politische Motivation nicht festgestellt werden kann. Bei Straftaten, die auch in der Allgemeinkriminalität begangen werden können, erfolgt eine Würdigung der Gesamtumstände (siehe Bericht des Bundesamts für Verfassungsschutz 2022, Seite 24).

Im Jahr 2022 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord insgesamt 123 extremistische PMK-Delikte registriert. Gegenüber dem Vorjahr mit 175 Delikten ist somit ein Rückgang der Fallzahlen um 52 Delikte bzw. 29,7 % zu verzeichnen. Ein Vergleich mit dem Jahr 2019 zeigt einen Rückgang der Fallzahlen um 38 Delikte bzw. 23,6 %.

Im Deliktsbereich „PMK -rechts-“ wurden im Jahr 2022 insgesamt 45 extremistische Straftaten registriert. Gegenüber dem Vorjahr mit 112 Delikten haben sich die Fallzahlen mit einem Rückgang um 67 Fälle bzw. 59,8 % mehr als halbiert. Ein ähnlich hoher Rückgang ist auch im Vergleich mit dem Jahr 2019 (106 Delikte) zu erkennen; die Fallzahlen nahmen hier um 61 Delikte bzw. 57,5 % ab.

Bei Betrachtung der Einzeldelikte ist im Vergleich zum Jahr 2019 ein erheblicher Rückgang im Bereich der Propagandadelikte (- 34 Fälle, - 53,1 %) und der Volksverhetzung (- 22 Fälle, - 71,0 %) festzustellen. Die Propagandadelikte bilden aber mit einem Anteil von 66,7 % den Schwerpunkt im Bereich „PMK -rechts-“.

Die Aufklärungsquote im Bereich der rechtsextremistischen Straftaten im Jahr 2022 sank um 22,9 Prozentpunkte auf 33,3 % (2021: 56,3 % / 2019: 49,1 %).

An weiteren Infos interessiert? Der Gesamtbericht des Polizeipräsidium Schwaben Nord kann hier nachgelesen werden.

Im Vergleich zum Vorjahr registrierte das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West deutlich gesunkene PMK-Fallzahlen. Die Hauptursache dafür findet sich im Deliktsbereich „PMK -nicht zuzuordnend-“ dessen Fallzahlen um mehr als ein Drittel zurückgingen.

Insgesamt zählten die Ermittler 438 Fälle (2021: 509) und damit rund 14,0 % weniger als im Vorjahr (2021: Zunahme um rund 9,0 %). Der Anteil der politisch motivierten Straftaten an der Gesamtkriminalität liegt damit bei 1,11 % (2021: 1,42 %).

Stark gestiegen sind hingegen die PMK-Gewaltdelikte. Im abgelaufenen Jahr verzeichnete das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West 30 Gewaltstraftaten, 2021 waren es mit 16 nur rund halb so viele. Ebenfalls deutlich steigerten sich auch die politisch motivierten Propagandadelikte, überwiegend unter Nutzung von Informationstechnik, von 105 Fällen 2021 auf nun 141 Delikte (+ 34,3 %).

Die Aufklärungsquote stieg deutlich an. Sie betrug 62,9 % (2021: 42,6 %).

Die Entwicklung der Gesamtzahlen stellt sich im Jahresvergleich wie folgt dar:

Die Fallzahlen der „PMK -rechts-“ stiegen von 192 im Jahr 2021 auf 210 im letzten Jahr. Somit bildet der Phänomenbereich „Rechts“ mit rund 48 % aller Delikte erneut den größten Anteil an allen Verfahren der politisch motivierten Kriminalität.

Ein großer Teil der Straftaten entfallen dabei auf die Propagandadelikte mit 126 (2021: 94 Fälle) und Volksverhetzungen mit 40 (2021: 74 Fälle). Die Anzahl der Gewaltdelikte steigt im Vergleich zum Vorjahr deutlich von 4 auf 11 Straftaten an.

An weiteren Infos interessiert? Der Gesamtbericht des Polizeipräsidium Schwaben Süd/West kann hier nachgelesen werden.

Präventionsarbeit an Schulen

Die Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) führte im Jahr 2023 49 Workshops an Schulen im Regierungsbezirk Schwaben durch. Diese Veranstaltungen finden sowohl anlassbezogen als auch anlassunabhängig statt. 

Anlassbezogene Vorträge und Beratungen an Schulen erfolgen sowohl auf Anfragen von Seiten der Schulen als auch eigeninitiativ durch die BIGE, wenn diese Kenntnisse über Vorfälle mit Bezug zum Rechtsextremismus erhalten. Beispielhaft zeigt sich dies durch:

  • Zeigen des „Hitler Grußes“ oder Skandieren von „Heil Hitler“,
  • Öffentliches Zeigen verbotener rechtsextremistischer Symbole wie z.B. das Hakenkreuz,
  • Rechtsextremistische Schmierereien an Schulgebäuden oder am Mobiliar im Klassenzimmer,
  • rassistische, herabwürdigende oder beleidigende Äußerungen gegenüber anderen Schülerinnen und Schülern oder auch Lehrkräften

Auch im digitalen Bereich finden derartige Aktionen z.B. in Form von Postings in Klassenchats (Darstellung Adolf Hitlers, verbotener Symbole wie z.B. des Hakenkreuzes oder antisemitische Darstellungen) oder auf Social Media statt. Auch gewaltverherrlichende Posts sind zu verzeichnen.

Die BIGE steht hierbei auch in engem Kontakt sowohl mit den jeweiligen Jugendbeamten der Polizei und den Kriminalpolizeiinspektionen als auch den jeweiligen Regionalbeauftragten für Demokratie und Toleranz.

 

Aktionen der  rechtsextremistischen  Szene  zum  Volkstrauertag  am  13.  November 2022
 
Unter  dem  bereits  beim  Heldengedenken  in  Wunsiedel  proklamierten Motto „Tot sind nur jene, die vergessen werden“ führte auch der III. Weg am 13. November an mehreren Orten in  Bayern  Gedenken  durch.  In  Ostbayern  fanden  sich  Aktivisten  an  Kriegerdenkmälern  in Furth im Wald (Lkr. Cham), Hofkirchen (Lkr. Passau) und am Fuß des Dreisesselbergs (Lkr. Freyung-Grafenau) ein und hinterließen Kerzen und Blumenkränze. Ähnlich gelagerte Aktionen  fanden  auch  im  unterfränkischen  Hain  (Lkr.  Schweinfurt),  im  schwäbischen  Trauchgau (Lkr. Ostallgäu) und an verschiedenen Orten in Oberbayern und Mittelfranken statt.

 

Aktivistenwochenende der identitären „Wackre Schwaben“

Vom 31. März bis 2. April fand das Aktivistenwochenende der Regionalgruppe „Wackre Schwaben“ der Identitären Bewegung (IB) unter dem Motto „Identität und Weltanschauung“ statt. Es nahmen ca. 30 Aktivisten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum an einem konspirativ festgelegten Ort im Bereich Schwaben teil.

Bei der Gruppierung „Wackre Schwaben“ handelt es sich um einen regionalen Personenzusammenschluss aus dem Raum Schwaben, der der Identitären Bewegung (IB) eindeutig zuzuordnen ist. Die IB veranstaltet regelmäßig derartige Aktivistenwochenenden, die IB Schwaben beispielsweise seit mindestens April 2017 zweimal jährlich. Zielgruppe waren bereits damals „IBler aus dem süddeutschen Raum“. Nachdem im Jahr 2022 zwei Aktivistenwochenenden in Schwaben stattfanden, handelt es sich in diesem Jahr um die erste Zusammenkunft dieser Art. Wie üblich wurden professionelle Fotos und ein Video auf einschlägigen Social-Media-Kanälen veröffentlicht.

Die Regionalgruppe „Wackre Schwaben“ ist innerhalb der süddeutschen IB besonders aktiv. Weil sich die IB nicht an Regierungsbezirken, sondern an „Volksgrenzen“ orientiert, finden ihre Aktionen grenzübergreifend sowohl im baden-württembergischen als auch im bayerischen Teil Schwabens statt: Am 9. Februar 2023 führten die „Wackren Schwaben“ eine Propagandaaktion vor einer Asylunterkunft in Peutenhausen/BY (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, ca. 100 km östlich von Ulm) durch. Hierzu stoppten sechs Aktivisten den Durchgangsverkehr vor der Einrichtung und entrollten ein 10 bis 15 Meter langes Banner mit der Aufschrift „Gefährderstandort“ auf der Fahrbahn.

 

Junge Alternative Schwaben führt Bannerkation in Ulm durch

Am 2. Juni veranstaltete der schwäbische Ableger der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA Schwaben) eine Banneraktion unter dem Motto „Sichere Grenzen – sicherer Schulweg“ vor dem Landgericht in Ulm. Anlass der Aktion war der erste Verhandlungstag im Prozess um den tödlichen Messerangriff in lllerkirchberg (Baden-Württemberg) im Dezember 2022. Angeklagt ist ein 27-Jähriger, der als Asylbewerber aus Eritrea nach Deutschland gekommen war. Er soll die beiden Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren auf ihrem Schulweg mit einem Messer angegriffen haben. Die 14-Jährige erlag ihren Verletzungen. Im Nachgang der Aktion veröffentlichte die JA Schwaben auf ihrem Telegram-Kanal einige Bilder sowie eine Stellungnahme zu der Aktion. Demnach wollte die Gruppierung mit ihrer Aktion auf die „fehlgeleitete Migrationspolitik und auf die verheerende Willkommenskultur aufmerksam“ machen. Zudem behauptet die JA dabei, auf großes Medieninteresse sowie auf Zuspruch von Passanten gestoßen zu sein. Tatsächlich wurde die Aktion von mehreren Regionalzeitungen aufgegriffen.

Die Aktion in Ulm fügt sich ein in eine Serie vergleichbarer medialer Kampagnen nach der Tötung des Mädchens in Illerkirchberg. Kurz nach der Tat fand am 7. Dezember 2022 in Unterkirchberg (Baden-Württemberg) eine Banneraktion der rechtsextremistischen Identitären Bewegung (IB) unter dem Motto „Kinder schützen – Asylheim Illerkirchberg schließen“ statt. Einer der Aktivisten vom 7. Dezember war nun auch an der besagten Aktion in Ulm beteiligt. Er gehört dem Landesvorstand der bayerischen JA an und bekleidet dort das Amt des Schatzmeisters. Auffällig ist außerdem, dass die grafische Darstellung einer Festung auf dem JA-Banner in der Vergangenheit bereits auch durch die IB genutzt wurde.

 

Reichsbürger halten bundesweite Veranstaltung „3. Zukunftskongress Deutschland“ vom 17. November – 19. November in Wemding ab

Vom 17. bis 19. November  fand in einem Hotel in Wemding (Landkreis Donau-Ries) der „3. Zukunftskongress Deutschland“ statt, welcher als Teil einer Veranstaltungsreihe dem Phänomenbereich der Reichsbürger und Selbstverwalter zugeordnet werden kann. Im Rahmen der dreitägigen Veranstaltung wurden in Form von Seminaren mehrere Vorträge mit Bezug zur Ideologie der Reichsbürger- und Selbstverwalterszene gehalten.

Die angekündigten Referenten der Veranstaltung konnten bereits im Vorfeld der Szene der Reichsbürger und Selbstverwalter zugeordnet werden. Unter den Referenten war auch eine bayerische Person, welche in der Vergangenheit neben Rednertätigkeiten auch mit einem Holocaust-leugnenden Posting in den sozialen Medien aufgefallen war.

Am zweiten Veranstaltungstag, dem 18. November, kam es im Außenbereich der Veranstaltungsörtlichkeit zu einem tätlichen Angriff eines Teilnehmers auf einen anwesenden Medienvertreter. Nachdem der Täter nicht namentlich identifiziert werden konnte, entschied die polizeiliche Einsatzleitung vor Ort, die Teilnehmer der Veranstaltung einer Kontrolle zum Zwecke der Identitätsfeststellung zu unterziehen. Der Täter konnte daraufhin ausfindig gemacht werden. Gegen ihn läuft aktuell ein Verfahren wegen eines Körperverletzungsdelikts. Im Rahmen der Identitätsfeststellungsmaßnahmen konnte die Polizei insgesamt 71 Teilnehmerinnen und Teilnehmer feststellen. Im Zuge der polizeilichen Maßnahme wurden zudem zwei ausständige Haftbefehle gegen Kongressteilnehmer vollstreckt. Ein Haftbefehl konnte gegen die Zahlung einer noch ausstehenden Geldbuße abgewendet werden, der zweite Haftbefehl wurde vor Ort tatsächlich vollstreckt.

Ebenfalls fand am 18. November eine vom Bürgermeister der Gemeinde Wemding organisierte Gegendemonstration zur Reichsbürgerveranstaltung statt. Insgesamt fanden sich hier ca. 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein und demonstrierten für Demokratie und Rechtstaatlichkeit. Im Rahmen dieser Kundgebung kam es zu keinen Zwischenfällen.

Für den „3. Zukunftskongress“ wurde über mehrere Wochen in einschlägigen Gruppen in den sozialen Medien mobilisiert. Auf die besagte Örtlichkeit in Wemding wurde in der Vergangenheit bereits häufiger von Seiten der Reichsbürgerszene als Veranstaltungsort zurückgegriffen. Dem „3. Zukunftskongress Deutschland“ vorangegangen waren die ersten beiden Kongresse in Thüringen. Mit 71 Teilnehmerinnen und Teilnehmern unterschritt man allerdings die Marke der Vorgängerveranstaltung deutlich.

Der „Zukunftskongress Deutschland“ ist eines der größten Treffen bzw. Seminare im Phänomenbereich Reichsbürger und Selbstverwalter. Bei solchen Veranstaltungen kommt es zur Vernetzung von Szeneangehörigen untereinander. Zudem dienen diese und ähnlich gelagerte Veranstaltungen auch immer der (An-)Werbung neuer Mitglieder für die Reichsbürgerbewegung. Durch reichsbürgertypische Inhalte der einzelnen Vorträge sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch ideologisch an die Reichsbürgerszene angebunden werden.

Veranstaltungen dieser Art werden in der Regel nicht von zusammenhängenden Reichsbürgergruppierungen organisiert, sondern entstehen über die Tätigkeit von herausgehobenen Einzelpersonen, die sich oftmals über die Organisation von entsprechenden Veranstaltungen profilieren und das Ziel verfolgen, mehr Popularität innerhalb der Szene zu gewinnen. Nicht zuletzt muss auch angenommen werden, dass über die Durchführung solcher Veranstaltungen auch monetäre Ziele verfolgt werden.

 

Aktionen der rechtsextremistischen Szene zum Volkstrauertag am 18. November

Das alljährlich von der neonazistischen Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ (III. Weg) organisierte Heldengedenken in Wunsiedel fand in diesem Jahr nicht statt. Stattdessen führten Aktivisten der Partei am 18. November 2023 bundesweit regionale Aktionen zum „Heldengedenken“ durch. Im Rahmen dieser Aktionen wurden ideologisch aufgeladene Ansprachen zum Gedenken an die deutschen Opfer der Weltkriege gehalten, Gedenkzeremonien mit Fackeln durchgeführt sowie Kerzen und Grablichter gezündet.

Unter dem Motto „Tot sind nur jene, die vergessen werden“ führte der III. Weg am 18. November 2023 auch an mehreren Orten in Bayern Gedenkveranstaltungen durch. In Ostbayern versammelten sich Aktivisten unter anderem an Kriegerdenkmälern in Furth im Wald und in Hofkirchen und hinterließen Kerzen und Blumenkränze. Ferner wurden am 18. November 2023, wie schon in den vorherigen Jahren geschehen, Devotionalien an einigen Kriegerdenkmälern im Regierungsbezirk Schwaben abgelegt.

Aktivisten und Sympathisanten der Jungen Alternative Bayern versuchten am Volkstrauertag und im Nachgang zur offiziellen staatlichen Gedenkveranstaltung, am Kriegerdenkmal im Hofgarten in München einen Kranz niederzulegen.

Die Aktionen zeigen, dass das Gedenken an die deutschen Opfer der Weltkriege, verbrämt als sogenanntes „Heldengedenken“, für Rechtsextremisten unterschiedlichster Ausrichtung weiterhin von Bedeutung ist, auch wenn große öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen dieses Jahr nicht festzustellen waren.

 

Bundesweite Durchsuchungsaktion u.a. auch in Oberbayern in der Reichsbürger-Szene

Unter Führung der Generalstaatsanwaltschaft München und des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord wurden am 23. November 20 Wohnungen im gesamten Bundesgebiet u. a. wegen des Verdachts der mitgliedschaftlichen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung durchsucht. Darunter befand sich auch je ein Objekt in Kempten und Rosenheim.

Den Beschuldigten wird u. a. vorgeworfen, versucht zu haben, durch die gezielte (massenhafte) Kontaktaufnahme mit Behörden deren Kommunikationswege zu blockieren und damit rechtswidrig Einfluss auf deren Entscheidungen zu nehmen. Übergeordnetes Ziel der handelnden Personen war es, die Bundesrepublik Deutschland sowie ihre staatlichen Einrichtungen zu destabilisieren und rechtmäßiges staatliches Handeln durch die beschriebene Vorgehensweise zu verhindern oder zumindest zu erschweren. Die Gesprächspartner wurden beispielsweise mit Reichsbürgerthesen konfrontiert, der Begehung von Menschenrechts- und Kriegsverbrechen bezichtigt, beleidigt und teilweise mit dem Tode bedroht.

Weitere Informationen hierzu finden sich in der gemeinsamen Pressemitteilung der Generalstaatsanwaltschaft München und des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord.

 

Beteiligung der Jungen Alternative und der Identitären Bewegung an einer Demonstraiton in Holzheim

Am 9. Dezember fand in Holzheim (Lkr. Dillingen) eine nicht-extremistische Demonstration gegen die geplante Unterbringung von Asylsuchenden statt. An der Versammlung beteiligten sich circa 150 Personen, darunter zahlreiche Angehörige der Identitären Bewegung (IB) Schwaben und der Jungen Alternative (JA) Schwaben. Diese waren teilweise weit über 100 Kilometer angereist. Die Mitglieder der beiden Gruppierungen zeigten unter anderem ein Banner mit der Aufschrift „Für Holzheim – Gegen das Asylheim“. Während der Auftaktkundgebung, die als offenes Mikrofon gestaltet wurde, richtete sich auch eine langjährige Führungsfigur der IB Schwaben aus Stuttgart an die Teilnehmenden.

Bereits im Vorfeld der Versammlung wurde in den einschlägigen Kanälen der IB und der JA gemeinsam für die Teilnahme mobilisiert. Für die IB wie auch für die JA ist die Agitation gegen die Unterbringung von Asylsuchenden in Deutschland ein Kernthema. Bereits am 9. Februar 2023 hatte die IB Schwaben in der Gemeinde Peutenhausen (Oberbayern) eine Aktion gegen eine Asylbewerberunterkunft durchgeführt.

Neben der gemeinsamen Beteiligung von JA- und IB-Angehörigen an dem lokalen Demonstrationsgeschehen ist insbesondere die offene gemeinsame Bewerbung der Teilnahme bemerkenswert. Auf den dafür genutzten Flyern ist sowohl das Logo der IB-Gruppierung Reconquista 21 (R21) als auch das Logo der JA Nordschwaben abgebildet. R21 war bis vor Kurzem unter der Bezeichnung „Wackre Schwaben“ aktiv. Die Namensänderung spiegelt durch die Verwendung des Begriffs „Reconquista“, welcher von der IB europaweit verbreitet wird, die Absicht wider, auf nationaler und internationaler Ebene einen höheren Widererkennungswert als Teil der IB zu erreichen. Zudem scheint man durch die Streichung der Bezugnahme auf Schwaben den eigenen Wirkungskreis ausweiten zu wollen. Obwohl die IB und die JA im Raum Schwaben traditionell eng verbunden sind, ist eine derart offene Kooperation ein Novum.

 

Aktion der Identitären Bewegung „Kasperle gegen Rechts“ in Augsburg

Am 3. Februar 2024 führte die Regionalgruppe der Identitäre Bewegung (IB) „Reconquista21“ eine Aktion unter dem Motto „Kasperle für Rechts“ in Augsburg durch. Die Aktion fand auf dem Augsburger Rathausplatz statt, auf dem gleichzeitig eine Großkundgebung mit dem Motto „Gemeinsam gegen Rechts – Für Demokratie und Vielfalt“ abgehalten wurde. Auf dem mitgebrachten ausklappbaren Holzaufsteller (mit einer ungefähren Größe von 2 Meter x 4 Meter) war „Kasperle gegen Rechts“ zu lesen. Im ausgeklappten Teil stand „Remigration heißt: Heimat, Sicherheit, Wohlstand“.

Die Aktion fügt sich aufgrund der Aufmachung in das bekannte Vorgehen der IB ein, obgleich Großveranstaltungen für Aktionen in der Vergangenheit nur selten genutzt wurden. Durch das zunächst der Kundgebung entsprechende Auftreten gelang es, in die anwesende Menschenmenge zu gelangen und mit der Aktion für ein großes Publikum sichtbar zu sein. 

Auch jenseits von organisierten Strukturen verbreiten Einzelpersonen – auch aus Schwaben – verfassungsfeindliche Propaganda im Internet. Dabei werden auf den unterschiedlichsten Plattformen – beispielsweise durch Memes, Hashtags und Kommentare – extremistische Botschaften geteilt und zum Hass aufgestachelt. Die Entwicklungen im digitalen Raum werden von den Sicherheitsbehörden laufend beobachtet. In enger Abstimmung zwischen Justiz, Polizei und Verfassungsschutz werden Hassbotschaften bzw. strafrechtlich relevante Inhalte konsequent verfolgt.

Rechtsextremistische Organisationen und Einzelpersonen setzen für ihre Propaganda digitale Medien und Formate als festen Bestandteil ihrer Kommunikationsstrategien ein. Das Internet ermöglicht ihnen den erleichterten Zugang zu einem heterogenen Empfängerkreis, der über die engere extremistische Anhängerszene hinausreicht.

Allerdings gehen insbesondere die im Internet aktiven Personen weit über das bekannte partei- und organisationsgebundene rechtsextremistische Spektrum hinaus. Das Personenpotenzial ist daher zahlenmäßigen Schwankungen unterworfen.

Rechtsextremistische Akteure nutzen das Internet, um manipulative und extremistische Inhalte zu verbreiten. Sie wollen ein Klima von Misstrauen und Hass z. B. gegenüber Geflüchteten und Andersdenkenden, aber auch gegenüber etablierten Medien, staatlichen Einrichtungen und dem demokratischen Prozess schaffen. Soziale Medien bieten diesen Einzelpersonen niedrigschwellige Möglichkeiten, in virtuellen Räumen verfassungsfeindliche Propaganda zu betreiben, sich zu vernetzen und Aktionen zu planen, die im äußersten Fall zur Begehung von schweren Straftaten in der Realwelt, wie Angriffen gegen Repräsentanten des Staates und der Politik, führen können. Daher spielt das Internet auch bei Radikalisierungsprozessen, die von einer realweltlichen rechtsextremistischen Szene losgelöst sind, eine zentrale Rolle.

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Rechtsextremistische Musik ist ein wesentliches Eintrittstor in die rechtsextremistische Szene.

So nutzen Szeneangehörige Musik, um Jugendliche mit rechtsextremistischem Gedankengut in Kontakt zu bringen. Oft wird weiterhin verkürzt von „Rechtsrock“ gesprochen, obwohl das Angebot an rechtsextremistischer Musik längst zahlreiche unterschiedliche Stile und Zielrichtungen umfasst, die von Skinheadmusik und Balladen über Vikingrock, Black Metal, Hatecore und Neofolk bis hin zu Rap und Techno reichen. Die Texte enthalten nationalistisches, fremdenfeindliches, antisemitisches und antidemokratisches Gedankengut.

Rechtsextremistische Musikveranstaltungen (Konzerte und Liederabende) im In- und Ausland ermöglichen es Szeneangehörigen zudem, neue Kontakte aufzubauen, sich szeneintern zu vernetzen oder Einkünfte zu generieren.

Im Hinblick auf rechtsextremistische Musik- und Konzertveranstaltungen ist im Bundesgebiet ein allgemeiner Trend zur Verbindung politischer Rednerveranstaltungen mit Musikveranstaltungen festzustellen. In Bayern überwiegt hingegen die Zahl der Musikveranstaltungen, die in kleinem Kreis und privatem Rahmen oft konspirativ durchgeführt werden.

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Auch im April und Juni 2022 organisierte die Skinheadkameradschaft Voice of Anger (VoA) in Memmingen Veranstaltungen mit rechtsextremistischer Musik.

VoA wurde im Jahr 2002 in Memmingen als Skinheadvereinigung von überwiegend jüngeren Skinheads gegründet. Sie ist subkulturell-neonazistisch orientiert. VoA gliedert sich in Bayern in die Sektionen Memmingen, Schwaben, Unterallgäu und „Nomads“ und umfasst insgesamt etwa 60 Mitglieder und Sympathisierende.

In Schwaben sind nachfolgende rechtsextremistische Bands aktiv:

-       Antikonform (Herkunft: Raum Allgäu, aktiv seit 2022)

-       Kodex Frei (Herkunft: Raum Kempten, aktiv seit 2010)

-       Prolligans (Herkunft: Raum Allgäu, aktiv seit 2004)

-       Schanddiktat (Herkunft: Raum Dillingen a.d. Donau, aktiv seit 2016)

-       Sturmtrupp (Herkunft: Neuburg a.d. Donau, aktiv seit 2008, Neugründung seit Auflösung 2002).

Der Verfassungsschutz unterscheidet rechtsextremistische Gruppierungen, Parteien und Einzelpersonen in drei Kategorien:

  •  Parteien und parteinahe Strukturen
  •  Parteiungebundene Strukturen

In diese Kategorie fallen alle Gruppen und Organisationen, welche einen gewissen Bindungs- und Organisationsgrad erkennen lassen. Hierzu zählen organisierte neonazistische Gruppierungen, rechtsextremistische Bands, kommunale Wählervereinigungen, Verlage und Vertriebsnetze, Bürgerinitiativen, Vereine, kameradschaftliche Stammtischrunden und Gesprächszirkel. Vor allem finden sich hier organisierte Neonazis und die Identitäre Bewegung (IB).

  • Unstrukturiertes Personenpotential

Zu dieser Kategorie zählen organisationsungebundene subkulturell geprägte Rechtsextremisten (Skinheads), rechtsextremistische Einzelpersonen und Internetaktivisten.

In Schwaben gibt es auch organisationsungebundene subkulturell geprägte Rechtsextremisten sowie rechtsextremistische Einzelpersonen, die sich anlassbezogen, zum Beispiel bei Demonstrationen oder privaten Treffen, zusammenfinden.

Die Partei Der Dritte Weg (III. Weg) verfügt in Deutschland über 650 Mitglieder, davon 150 in Bayern.

Die Partei vertritt einen stark neonazistisch geprägten Rechtsextremismus. Zahlreiche Mitglieder, Fördermitglieder und mit der Partei Sympathisierende stammen aus dem Umfeld des 2014 verbotenen neonazistischen Netzwerks Freies Netz Süd (FNS).

Ausführliche Hintergrundinformationen zu der Partei finden sie hier.

Die Parteistützpunkte des neonazistischen III. Weg berichten regelmäßig über ihre Aktivitäten auf der Webseite der Partei. So werden bundesweite Kampagnen der Partei durch die einzelnen Parteigliederungen regional oder lokal durch eigene Aktionen umgesetzt, über die dann im Anschluss auf der Parteiseite berichtet wird.

Des Weiteren betreibt die Partei unter der Bezeichnung „Revolution auf Sendung“ ein Internetradioformat. Die Sendungen werden unregelmäßig auf der Webseite der Partei eingestellt und beinhalten Interviews, Musikbeiträge und Nachrichten der Partei. Bei den Interviewpartnern handelt es sich um rechtsextremistische Aktivisten.

Da sich der III. Weg nicht nur als reine Partei, sondern ebenso als „Nationale Bewegung“ versteht, sollen durch regelmäßige Freizeitaktivitäten – wie etwa sportliche Aktivitäten, Wanderungen, Vorträge und Rechtsschulungen – Mitglieder, Sympathisierende und deren Familien eng an Partei und Stützpunkt gebunden werden.

Die Publikation „Fußball & Nationalismus“ des III. Weg, die Ende August auf szenetypischen Vertriebsseiten erschien, zeigt deutlich, dass Rechtsextremisten gewöhnliche Fanszenen als Aktions- und Rekrutierungsfeld ansehen.

© BaylfV

Bis 2019 gliederte sich die Partei in die Gebietsverbände Süd, Mitte und West. Am 28. September 2019 beschloss der III. Weg auf seinem Bundesparteitag eine Änderung seiner Satzung. Diese zielte auf eine Umstrukturierung der Gebietsverbände in Landesverbände ab.

Die Gründung des Landesverbands Bayern, der den bisherigen Gebietsverband Süd ersetzte, erfolgte am 25. Juli 2020.

Kreisverbände sind die kleinsten selbstständigen Einheiten der Partei.

Die Satzung ermöglicht es, in Gebieten, in denen keine Untergliederungen bestehen, sogenannte „Stützpunkte“ einzurichten. Im Jahr 2023 sind auf der Parteiwebseite 23 Stützpunkte genannt, davon 5 in Bayern. Die bayerischen Stützpunkte entsprechen weitgehend den geografischen Schwerpunkten des verbotenen neonazistischen Netzwerkes „Freies Netz Süd“ (FNS).

In Schwaben ist aktuell kein Stützpunkt bekannt.

In der Regel sind die Aktivisten auf den ersten Blick – etwa durch das Tragen einschlägiger Kleidung oder Banner – nicht als Angehörige rechtsextremistischer Gruppierungen erkennbar. Auf diese Weise versuchten sie – in der Regel erfolglos – auch bei Personengruppen Gehör zu finden, die sie bislang nicht durch offen rassistische und fremdenfeindliche Agitation erreichen konnten.

In ähnlicher Weise wollte der III. Weg die gesellschaftlichen Spannungen aufgrund der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs wie Inflation und Energieknappheit für sich nutzen, doch erzeugten die diesbezüglichen Aktivitäten ebenfalls keine erkennbare gesellschaftliche Resonanz.

Grundsätzlich ist der Internetauftritt jedes Stützpunktes der Partei mit der Parteiseite verlinkt, auf der regelmäßig regionale Berichte von Aktionen, wie beispielsweise Flyerverteilaktionen eingestellt werden.

Die Partei eröffnete am 29. Oktober 2022 in Schweinfurt ihr erstes Partei- und Bürgerbüro in Bayern mit einem sog. „Bürgerfest“. Im Nachgang zu dieser Eröffnung kam es auch zur Gründung des Stützpunkts Franken der Nationalrevolutionären Jugend (NRJ), der Parteijugend des III. Weg.

Die Partei NPD bzw. Die Heimat verfügt deutschlandweit über 3.150 Mitglieder und Fördermitglieder, davon 450 in Bayern (Stand 2022).

Die Partei wird als rechtsextremistisch bewertet. Das Bundesverfassungsgericht bestätigte die Verfolgung von verfassungsfeindlichen Zielen der NPD mit Urteil vom 17. Januar 2017, entschied aber gegen ein Verbot der Partei wegen fehlender Anhaltspunkte für eine erfolgreiche Durchsetzung ihrer verfassungsfeindlichen Ziele.

Auf einem Bundesparteitag am 3. Juni 2023 hat sich die NPD in Die Heimat umbenannt.

Wie die meisten rechtsextremistischen Gruppierungen und Parteien ist auch die NPD bzw. Die Heimat im Internet aktiv und kann daher nicht nur durch Aktionen vor Ort, sondern ebenso online, u. a. durch Streaming-Angebote, ihre Ideologie auch in Schwaben verbreiten.

Unter dem Namen „Heimat!“ führte die Partei am 19. und 21. Oktober 2022 vor den Parteibüros von Bündnis 90/Die Grünen in Ansbach bzw. in Nürnberg jeweils eine Aktion unter dem Titel „Grün muss weg“ durch. In Ansbach stellten die Teilnehmenden zwei Mülltonnen mit darin befindlichen Pappaufstellern des Bundeswirtschaftsministers und der Bundesaußenministerin auf, entrollten ein Transparent und entzündeten ein Bengalisches Feuer. Dabei riefen sie „Grün muss weg“.

In Nürnberg erfolgte ebenfalls das Aufstellen zweier Mülltonnen mit darin befindlichen Pappaufstellern, darüber hinaus wurden im Umfeld mehrere Plakate angebracht. Weiterhin betraten die beiden Teilnehmenden ungefragt und filmend die Räumlichkeiten des Parteibüros. Ein Aktivist, der auch Beisitzer im bayerischen Landesvorstand ist, sprach dabei mit einem Mikrofon eine der dort tätigen Personen an.

Im Anschluss wurde die Aktion auf Social-Media-Präsenzen und Webseiten der Partei sowie auf dem privaten Instagram- bzw. Facebook-Profil des erwähnten Aktivisten verbreitet. Darüber hinaus wurde ein beide Aktionen zeigendes, aufwendig produziertes Video auf einem der Partei zuzurechnenden YouTube-Kanal hochgeladen. Dieses ist mit Redebeiträgen des Aktivisten unterlegt.

Für den bayerischen Landesverband der Partei waren die beiden Aktionen die ersten öffentlichkeitswirksamen Auftritte unter dem später neu gewählten Parteinamen Die Heimat bzw. dem Label Heimat. Gleichzeitig werden mittlerweile auch entsprechend benannte Social-Media-Kanäle bespielt.

Insgesamt ist festzustellen, dass die parteigebundene rechtsextremistische Szene seit Längerem stagniert. Um Überalterung und Mitgliederschwund entgegenzuwirken, versucht die Partei mit ihrer Umbenennung in Die Heimat die mit dem alten Namen verknüpften negativen Assoziationen hinter sich zu lassen. Gleichzeitig bedient diese Namensgebung das rechtsextremistische Narrativ, wonach die Heimat des „deutschen Volkes“ und dieses selbst in ihrem traditionellen Bestand gefährdet seien.

Öffentlich wahrnehmbare Aktivitäten der Partei in Bayern beschränken sich gegenwärtig auf Mittel- und Unterfranken. Es bestehen Facebook-Profile der Heimat für das Bundesland Bayern und die räumlichen Bereiche Ansbach, Franken sowie Untermain.

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Die JA ist gemäß § 17a der Bundessatzung der Alternative für Deutschland (AfD) die offizielle Jugendorganisation der Partei. Die JA wurde im Juni 2013 gegründet und ist als eigenständiger Verein mit Sitz in Berlin konstituiert.

Das Verwaltungsgericht Köln hat in einem noch nicht rechtskräftig abgeschlossenen Verwaltungsstreitverfahren der AfD gegen das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in der Entscheidung vom 8. März 2022 die Zulässigkeit der Beobachtung der JA sowie die Berichterstattung durch das BfV bestätigt. Die AfD hat gegen die Entscheidung des VG Köln Berufung eingelegt.

Bundesweit sind für die JA 1.600 Anhänger zu verzeichnen, in Bayern werden der Gruppierung etwa 70 Personen zugerechnet. Laut Facebook-Profil der JA Bayern ist diese in Bayern mit Sitz in Nürnberg vertreten.

Die JA Bayern weist keine flächendeckenden bayerischen Strukturen auf. Realweltliche Veranstaltungen der JA Bayern fanden 2022 insbesondere im Rahmen der Freizeitgestaltung statt.

Einem Instagram-Post zufolge besuchte Anfang November 2022 ein bayerischer JA-Funktionär, der zugleich Mitglied des JA-Bundes- und Landesvorstands ist, mit zwei Aktivistinnen der Identitären Bewegung (IB) den Bayerischen Landtag.

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Die ursprünglich aus Frankreich stammende und inzwischen europaweit agierende Identitäre Bewegung (IB) ist ein rechtsextremistischer Personenzusammenschluss, der eine mitunter subtile, auf den gesamtgesellschaftlichen Diskurs abzielende Beeinflussungsstrategie verfolgt.

Kennzeichnend für den Aktionismus der IB sind öffentliche Stör- und Transparentaktionen, die sie im Rahmen von Social-Media-Kampagnen inszenieren und verbreiten.

Die IBD gliederte sich in Bayern nicht nach Regierungsbezirken, sondern nach vermeintlichen „Volksgrenzen“. Die Gliederung in die drei Gruppierungen Identitäre Bewegung Bayern (IB Bayern), Identitäre Bewegung Schwaben (IB Schwaben) und Identitäre Bewegung Franken (IB Franken) scheint in Bayern mittlerweile überholt, auch wenn einzelne Online-Profile weiterbestehen. Stattdessen löst sich die hierarchische Struktur der IB in Bayern infolge des Strategiewechsels zunehmend zugunsten augenscheinlich autonomer Regional- und Ortsgruppen auf. Diese Kleingruppen sollen die IB langfristig flexibler machen und vor staatlichen Maßnahmen, aber auch vor sogenannten „Outing Aktionen“, insbesondere durch den politischen Gegner, schützen.

Nach einem Rückgang in den letzten beiden Jahren nahm die Zahl öffentlicher Aktionen in Bayern 2022 wieder zu. Gleichzeitig bleibt das Aktivitätsniveau der IB in Bayern nach wie vor eher niedrig. In Schwaben tritt vor allem die Regionalgruppe „Wackre Schwaben“ in Erscheinung, die in Bayern und vor allem in Baden-Württemberg aktiv ist.

Weitere Informationen zu Aktivitäten der „Wackren Schwaben“ sind unter der Rubrik „Besondere Ereignisse und Aktivitäten“ zu finden.

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Reisepass Deutsches Reich der Reichsbürgerbewegung
© picture alliance / blickwinkel/M

Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet die Reichsbürger- und Selbstverwalterszene als sicherheitsgefährdende Bestrebung. In kleinen Teilen der Szene finden sich auch ideologische Überschneidungen mit dem Rechtsextremismus; insbesondere dort, wo sich Versatzstücke nationalsozialistischer, antisemitischer und revisionistischer Denkmuster wiederfinden.

Zur Reichsbürgerbewegung in Bayern zählen u. a. folgende Gruppierungen:

Volksstaat Bayern (ehem. Bundesstaat Bayern), Staatenlos.info - Comedian e. V., Verfassungsgebende Versammlung, Vaterländischer Hilfsdienst (VHD), Königreich Deutschland und die seit dem 19. März 2020 verbotene Gruppierung Geeinte deutsche Völker und Stämme (GdVuSt). Auch in Schwaben sind vereinzelt Aktivitäten dieser Gruppierungen bekannt geworden.

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In Bayern liegen zu rund 5505 Personen belastbare Hinweise bezüglich ihrer Zugehörigkeit zur Reichsbürgerszene vor. In Schwaben beläuft sich die Zahl mit Stand 06/2023 auf 708 Personen (PP Schwaben Nord: 346, PP Schwaben Süd: 362).

Reichsbürger bewegen sich in einem für sie geschlossenen Weltbild. Der Glaube daran, dass deutsche Gesetze für sie keine Gültigkeit hätten, führt dazu, dass staatliche Maßnahmen als unrechtmäßig empfunden werden. Gewalttaten richten sich daher in aller Regel gegen staatliche Maßnahmen beziehungsweise gegen Vertreter des Staates. Solche Gewalttaten werden innerhalb der Szene in der Regel als Notwehr gegen den Staat gedeutet. Gewalttäter erfahren dementsprechend nach einschlägigen Vorfällen solidarisierenden Zuspruch. Bei Einzelpersonen, die ideologisch besonders gefestigt erscheinen, ist eine Häufung politisch motivierter Straftaten feststellbar, insbesondere Beleidigungs- und Nötigungsdelikte, in Einzelfällen auch Erpressungsdelikte. Darüber hinaus wurden innerhalb der Szene vermehrt reichsbürgertypische Musterschreiben verbreitet, die häufig als Reaktion auf Bußgeldbescheide an öffentliche Stellen adressiert werden. Diese erfüllen u. a. aufgrund der enthaltenen Schadensersatzforderungen die Straftatbestände der Erpressung, Nötigung und Bedrohung.

Straftaten von Angehörigen der Reichsbürger- und Selbstverwalterszene werden seit dem Jahr 2017 gesondert erfasst.

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 699 (Vorjahr: 425) extremistische Straftaten gezählt, darunter 197 Gewaltdelikte (Vorjahr: 122). Den Schwerpunkt bei den Gewaltdelikten bildeten mit 185 Taten erneut die Erpressungsdelikte (Vorjahr: 113). Die Zahl der Widerstandsdelikte stieg auf 12 Taten an (Vorjahr: 5). Mit 385 Taten stellten Nötigungs- und Bedrohungsdelikte erneut den Schwerpunkt der sonstigen 502 Straftaten dar (Vorjahr: 178 bzw. 303). Einzelne Personen sind u. a. wegen Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole, Volksverhetzung sowie verfassungsfeindlicher Verunglimpfung von Staatsorganen aufgefallen.

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© Jack Moreh / AdobeStock

Bestrebungen, die basierend auf einem von Verschwörungstheorien geprägten Staats- und Elitenhass in demokratiefeindlicher Weise darauf abzielen, wesentliche Verfassungsgrundsätze außer Geltung zu setzen oder die Funktionsfähigkeit des Staates erheblich zu beeinträchtigen, ohne dabei die Wesensmerkmale extremistischer Bestrebungen eines anderen Phänomenbereichs, wie etwa des Rechtsextremismus, aufzuweisen, werden dem Phänomenbereich der verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung des Staates zugerechnet. Hierzu zählen auch Bestrebungen, die sich durch eine agitatorische Verächtlichmachung des Staates gegen das Demokratieprinzip richten, die durch ihre Demokratiefeindlichkeit angetrieben zu extremistisch motivierten Straf- und Gewalttaten aufrufen oder sich unter Verkennung der Art. 20 Abs. 4 Grundgesetz zugrundeliegenden Voraussetzungen auf ein vermeintliches Widerstandsrecht berufen und sich dabei gegen das Rechtsstaatsprinzip stellen.

Das Personenpotenzial im Phänomenbereich verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates liegt in Bayern derzeit im mittleren zweistelligen Bereich.

Bei Teilen des beobachteten Personenkreises war eine zunehmende Gewaltbereitschaft vorwiegend im Zusammenhang mit Protestveranstaltungen oder im virtuellen Raum zu verzeichnen.

Es lassen sich in Bayern – und damit auch in Schwaben – derzeit keine festen Strukturen ausmachen. Feststellbar sind Vernetzungsbestrebungen vor allem im virtuellen Raum, dort überwiegend auf Kommunikationsplattformen wie Telegram.


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Gelbes Transparent "Islam nein Danke"
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Islamfeindliche Agitation ist nicht auf den Bereich des Rechtsextremismus beschränkt. Auch jenseits der rechtsextremistischen, vornehmlich auf Rassismus begründeten Islamfeindlichkeit gibt es Gruppierungen und Einzelpersonen, die Menschen muslimischen Glaubens die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit nicht zugestehen wollen. Sie setzen den Islam als Weltreligion gleich mit Islamismus und islamistischem Terrorismus und stellen die Religion des Islam als faschistische Ideologie dar, von der eine erhebliche Gefahr für unsere Gesellschaft ausgehe. Bei der verfassungsschutzrelevanten Islamfeindlichkeit fehlen die für den Rechtsextremismus typischen Ideologieelemente wie autoritäres Staatsverständnis, Antisemitismus, Rassismus oder die Ideologie der Volksgemeinschaft.

Das Internet wird von verfassungsschutzrelevanten islamfeindlichen Gruppierungen intensiv genutzt, um islamfeindliche Inhalte zu verbreiten. Dabei können insbesondere anonyme oder pseudonymisierte Beiträge auf Webseiten und Blogs nicht automatisch den Betreibern zugerechnet werden. Auch die Nutzung sozialer Netzwerke und die Verbreitung von Videomaterial über Plattformen wie YouTube spielt für diese Szene eine wichtige Rolle.


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Bild von einer Versammlung im Rahmen der Sicherheitskonferenz 2019, Banner werden von Demonstranten getragen, es steigt roter Rauch aus der Mitte auf
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Ziel der linksextremistischen Szene ist es, die durch das Grundgesetz vorgegebene Staats- und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland zu beseitigen und – je nach ideologisch-politischer Orientierung – durch eine sozialistische, kommunistische oder eine „herrschaftsfreie“ Gesellschaft zu ersetzen. Die linksextremistischen Vorstellungen richten sich insbesondere gegen durch das Grundgesetz garantierte Grundrechte, die parlamentarische Demokratie, die Gewaltenteilung, die Volkssouveränität, das Rechtsstaatsprinzip und den Pluralismus.

Die freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland wird als „kapitalistisches System“ und als Wurzel des Faschismus diffamiert und soll abgeschafft werden. In der linksextremistischen Szene bilden Autonome den weitaus größten Teil des gewaltbereiten Personenpotenzials.

Autonome haben zwar keine einheitliche Ideologie, Ziel aller Autonomen ist es aber, den Staat und seine Einrichtungen zu zerschlagen. Neben Sachbeschädigungen wenden Autonome auch Gewalt gegen Personen – vor allem gegen tatsächliche oder vermeintliche Angehörige der rechtsextremistischen Szene und Polizeikräfte – an, um ihre Vorstellungen durchzusetzen. Die Szene besetzt dabei auch Themen, die an sich nicht extremistisch sind. Ihr Ziel ist es dabei aber in erster Linie, ihre linksextremistischen politischen Positionen zu verbreiten. Hierzu werden vor allem aktuelle, gesellschaftlich relevante Themen wie Klima- und Umweltschutz oder Migration aufgegriffen. So werden seit Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen auf Deutschland thematisiert und der Kontakt zu bürgerlich-demokratischen Organisationen gesucht, um die Akzeptanz der eigenen antidemokratischen Standpunkte zu erhöhen.

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Die bayerische linksextremistische Szene erkennt in der Klimabewegung ein immenses Potenzial. Außer bei einzelnen eigenen Aktionen ist es ihr jedoch nicht gelungen, dieses Themenfeld für sich zu nutzen. An Aktionen von Klimaschützern sind Linksextremisten nur vereinzelt beteiligt.

In Bayern unterhält die linksextremistisch beeinflusste Klimakampagne „Ende Gelände“ Ortsgruppen in Augsburg, Bamberg, Erlangen, München, Nürnberg, Passau, Regensburg und Würzburg.

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