© StockSnap / Pixabay

Medienbeiträge

Mein Ausstieg aus der Szene

„Nach dem zu Bett bringen der Kinder saß ich häufig in der Küche und atmete erst mal tief durch, endlich war Ruhe und ich hatte Zeit für mich, zum Nachdenken...

 

Die letzten Tage waren sehr aufregend und zu allem Überfluss wurde unsere Wohnung am Morgen auch noch von der Polizei durchsucht und auf den Kopf gestellt. Der Hintergrund der ganzen Geschichte: Mein Mann ist aktiver Rechtsextremist und hatte wieder einmal Probleme mit der Polizei. Nachdem er sich immer mehr 'politisch engagierte', wie er es nennt, hatte die Familie immer öfter Ärger mit der Polizei und dem Staatsanwalt. Seit einer Woche gab es deswegen auch Probleme in der Schule bei unserer ältesten Tochter, sie wurde von den Mitschülern ausgeschlossen und als 'Die Tochter eines dreckigen Nazis' beschimpft. Unsere Kinder wurden ausgegrenzt und auch nicht mehr zu Geburtstagen von Mitschülern eingeladen. Freunde haben sich von ihnen abgewandt. Meine Ehe existierte sowieso nur noch auf dem Papier. Ich war sehr oft allein, weil mein Mann für die Sache unterwegs ist. Ich war am Ende und konnte das Alles nicht mehr ertragen. Früher stand ich hinter meinem Mann und fand es richtig, was er macht. Inzwischen sehe ich nur noch die Probleme für meine Kinder und die Familie.

 

Wie sollte ich da raus kommen?

 

Ich erinnerte mich an einen Polizisten, der neben seiner Arbeit auch ein offenes Ohr für die Probleme und Beweggründe seines Gegenübers hatte. Ich rief ihn an und teilte ihm in einem längeren Gespräch meine Sorgen und Nöte mit. Er sagte mir, dass es ein harter Einschnitt für mich werden würde, aber wenn ich es wirklich wolle, stünde mir die Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) zur Verfügung. Dort gebe es ein Aussteigerprogramm.

 

Klar, dass meine Entscheidung nicht so leicht war. Ich zögerte damals noch und hatte ein paar schlaflose Nächte, bis der Entschluss für mich fest stand. Also wählte ich die Telefonnummer vom Aussteigerprogramm und hatte kurz danach einen Ansprechpartner am Telefon. Es wurde nicht viel herumgeredet und man vereinbarte ein erstes Treffen, um meine Sorgen und Probleme persönlich ausführlich zu besprechen.“

Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen und Susanne ist erfolgreich ausgestiegen. Sie lebt zusammen mit ihren Kindern getrennt von ihrem Mann.

nach oben

Bei Spiegel Online wurde im November 2018 eine Reportage über Aussteiger aus der rechtsextremistischen Szene und ihre Tattoos veröffentlicht. Die Journalistin führte im Zuge ihrer Recherchen zu dem Thema auch ein Gespräch mit einem Mitarbeiter und einem erfolgreichen Absolventen des Bayerischen Aussteigerprogramms. Die Reportage kann von Abonnenten des Angebots Spiegel Plus unter folgendem Link abgerufen werden:

Artikel „Die Hakenkreuze auf ihrer Haut“

nach oben
Titelbild des Films "Deutsche Pop Zustände"
© ZDF/3SAT

Im nachfolgenden Filmausschnitt beschreibt ein in Bayern erfolgreich ausgestiegener Neonazi die Emotionen, die rechtsextremistische Musik während seiner aktiven Zeit bei ihm auslösten.

Über die Musik rechtsextremistischer Liedermacher und Rockbands werden Jugendliche an die rechte Szene herangeführt. In den Liedtexten wird dabei nicht immer auf den ersten Blick die rassistische gewaltverherrlichende Gesinnung der Interpreten erkennbar.

Dieser Film ist aus jugendschutzrechtlichen Gründen (FSK 16) nur in der Zeit von 22:00 Uhr und 06:00 Uhr zugänglich.

Link zum Video-Stream von playloud.org

nach oben

Das Aussteigerprogramm Sachsen (www.steig-aus.de / www.aussteigerprogramm-sachsen.de) bietet auf seinem YouTube-Kanal Videobeiträge zu den Erfahrungen eines Aussteigers aus der rechtsextremistischen Szene an.

YouTube-Kanal des Aussteigerprogramms Sachsen (Titel: Reflexionen eines Aussteigers)

nach oben