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Linksextremistische Musik

Auch in der linksextremistischen Szene hat Musik eine identitätsstiftende Funktion. Als zeitloses Phänomen setzt die Szene bereits seit langem und genreübergreifend auf Musik als Transmissionsriemen für die Verbreitung ihrer Ideologie. Sie trägt dazu bei, jugendliche Unterstützer zu gewinnen und die eigene Anhängerschaft weiter zu radikalisieren.

Auch als Einnahmequelle ist die Musik für Linksextremisten von erheblicher Bedeutung. So werden z. B. über „Soli-Konzerte“ in Szenetreffs Gelder für Veranstaltungen oder Prozesskosten von Szeneangehörigen gesammelt.

Häufig wird Musik im Rahmen der Vorbereitungen beziehungsweise im Verlauf größerer Demonstrationen eingesetzt, um die Atmosphäre der Veranstaltung zu beeinflussen. Musikunterlegte „Mobilisierungsvideos“ im Internet transportieren ideologische Positionen und sollen damit vor allem jüngere Menschen ansprechen.

Mit solch einem „Mobilisierungsvideo“ riefen Linksextremisten etwa für eine Teilnahme zur Demonstration gegen den Bundesparteitag der AfD am 30. Juni und 1. Juli 2018 in Augsburg auf. Darin wurde u. a. gezeigt, wie Farbanschläge durchgeführt, Barrikaden errichtet und Polizeifahrzeuge mit Grillanzündern angezündet werden. Das Video ist teilweise mit Hass-Musik hinterlegt.

In einer Szene des Videos, in der brennende Spielzeugautos und im Anschluss daran ein brennender Kartenausschnitt Deutschlands zu sehen sind, sind folgende Textzeilen zu hören, in denen offen dazu aufgerufen wird, den deutschen Staat mit Gewalt zu vernichten:

„(…) Atombombe auf Deutschland, dann ist Ruhe im Karton / Komm wir bomben einen Krater und dann fluten wir das Loch / Atombombe auf Deutschland, dann ist Ruhe im Karton / Atombombe auf Deutschland, alles Gute kommt von oben“

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Absoluth ist eine Hip-Hop-Band aus Nürnberg, die aus den zwei ständigen Mitgliedern xAVOCx und imPur besteht. Beide Interpreten waren bereits vor Gründung der Band als Musiker aktiv. Der Facebook-Auftritt und der YouTube-Kanal legen jedoch nahe, dass das Duo unter dem Namen Absoluth seit Anfang 2015 Musik macht.

Die Gruppe hat bisher drei Alben und mehrere Singles veröffentlicht. Diese sind über ihren Bandcamp-Internetauftritt auf Spendenbasis erhältlich. In ihren Sprechgesängen kritisiert Absoluth Themen wie Arbeit und Staat. Die Band heroisiert den gewaltsamen Widerstand gegen den Staat und seine Organe und ruft in ihren Texten zur Begehung von Straftaten auf. Mehrere Lieder in verschiedenen Alben weisen extremistische Textpassagen auf.

Der Titel „Brandsätze“ spiegelt den Inhalt des Textes wider, der im Wesentlichen gegen den Staat und seine Organe gerichtet ist:

„…euer Scheiß System und eure Anklagebänke, Absoluth – Brandsätze als Geschenke!“

Im Text werden Straftaten verherrlicht und zur Begehung von Straftaten aufgerufen:

„…ganz leger durch den Nahverkehr, schwarz wie die Farben, meiner Riot-Wear. (...) Leb deinen Traum, greif nach den Sternen, ein Statussymbol vom Kühler entfernen.“

An anderer Stelle heißt es:

„Jeden Tag nutzen für die gute Tat, gegen Patriarchat und Staatsapparat. (...) Ihr seid kein Volk, nur ein Rudel voller Affen, wer Deutschland nicht liebt, muss Deutschland abschaffen!“

In ihren über YouTube veröffentlichten Musikvideos zeigen sich die Interpreten ausschließlich vermummt. Immer wieder werden Symbole der linksextremistischen Szene wie „161“ (Code für „AfA“ – Antifaschistische Aktion) oder das Symbol der linksextremistischen Hausbesetzerszene (Blitzförmiges „N“ im Kreis) verwendet.

Absoluth tritt fast ausnahmslos in linksextremistischen Szeneörtlichkeiten auf. Schwerpunkt ihrer Aktivitäten ist Nürnberg.

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Ein Beispiel für linksextremistische Musik liefert die Dachauer Punk-Band Sabot Noir. Aus dem Französischen übersetzt bedeutet der Bandname „Schwarzer Holzschuh“, ein anarchistisches Symbol der „Sabotage“. Im Juli 2020 veröffentlichte die Gruppe ihr zweites Album mit dem Titel „Kollaps“. Anarchismus, die Überwindung jeglicher Form von Herrschaft, ist ein zentrales Motiv der Musik von Sabot Noir. Die Texte sind systemkritisch, wiederholt wird über Symbolik oder offen zur Gewalt gegen den Staat und das System aufgerufen:

„Hör auf zu warten, dass uns jemand befreit. Es liegt an uns, das Blatt zu wenden. Erhebe deine Stimme, erhebe deine Faust, erhebe dein Kopf für die Anarchie!“
(Aufbruch, aus Kollaps 2020)
(Fehler aus dem Original übernommen)

„Und irgendwann mein Freund, werden wir in der Sonne liegen, frei von Herrschaft, frei von Zwang! Kapitalismus wird nur ein dunkles Kapital sein – im Geschichtsbuch aufgeräumt! Und irgendwann mein Freund, werden wir in Frieden leben, und legen den Molli aus der Hand! Doch bis es soweit ist, werden wir niemals aufgeben. Wohin mit all der Wut in dir – die schwer im Magen liegt, weil du sie unterdrücken musst – um hier zu funktionieren. Es darf so nicht mehr weiter gehen – es wird Zeit, dass heute was passiert […] Raff dich auf!“
(Raff dich auf, aus Kollaps 2020)

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