„Rudi Dutschke wäre heute einer von uns!“: Der Dritte Weg provoziert mit Plakataktion

Zum 40. Todestag von Rudi Dutschke versucht die neonazistische Kleinstpartei Der Dritte Weg (III. Weg) den Wortführer der Studentenbewegung der 1960er-Jahre für ihre Propaganda zu nutzen.

© Screenshot: der-dritte-weg.info (gesichert 02.12.20)

Am 24. Dezember 1979 starb Rudi Dutschke im Alter von 39 Jahren im dänischen Aarhus. 40 Jahre später will die an den Nationalsozialismus angelehnte Kleinstpartei III. Weg mit einer bundesweiten Plakataktion Überschneidungen zwischen ihrer Ideologie und den politischen Vorstellungen Dutschkes darlegen. Plakate unter dem Motto  „Rudi Dutschke wäre heute einer von uns!" wurden laut Parteiaussagen unter anderem in München, Dachau, Bamberg, Würzburg und Augsburg angebracht. Platziert wurden sie laut dem III. Weg zumeist unweit der Parteibüros von SPD, DIE LINKE. und Bündnis90/Die Grünen sowie an linken Jugendtreffs, Kultureinrichtungen und Hochschulen. Sie ziert neben dem Konterfei des Protagonisten auch folgendes Dutschke-Zitat:

 „Warum denken deutsche Linke nicht national? Die sozialistische Opposition in der DDR und der Bundesrepublik müssen zusammenarbeiten. Die DDR ist zwar nicht das bessere Deutschland. Aber sie ist ein Teil Deutschlands!"

Auf seiner Website versucht der III. Weg, die Beweggründe für die Aktion zu erläutern. Dutschke wird als nationaler Linker dargestellt, dem Themen wie Wiedervereinigung und nationale Souveränität stets ein Anliegen gewesen wären. Auch wird seine Ablehnung der DDR und der Sowjetunion sowie des Kapitalismus und des westlichen Imperialismus positiv betont. Hier meint die Partei besonders große Schnittmengen mit Dutschke zu erkennen, lehnt sie doch sowohl Kapitalismus als auch Kommunismus ab. Stattdessen plädiert sie für einen „deutschen Sozialismus“ als sogenannten „dritten Weg“.

Nur sein früher Tod hätte laut III. Weg den Wechsel Dutschkes ins nationalrevolutionäre Lager verhindert. Als Beweis für diese These wird auf die Biographien einiger seiner einstigen Mitstreiter verwiesen, die tatsächlich vom äußersten linken ins äußerste rechte Lager gewechselt sind. Als bekanntester „Überläufer“ gilt der einstige RAF-Terrorist und heutige Rechtsextremist Horst Mahler.

Aus Sicht der Sicherheitsbehörden geht es dem III. Weg in erster Linie um Provokation und öffentliche Aufmerksamkeit. Hierfür spricht vor allem, dass die Plakate nach Angaben der Partei in der Nähe von Objekten ihrer politischen Gegner angebracht wurden. Gleichzeitig stellt die Aktion den Versuch dar, eine Ikone linker Protestkultur für sich zu vereinnahmen und ihn im Sinne der eigenen Ideologie umzudeuten.