Verfassungsschutzbericht 2024 vorgestellt: Besonders Radikalisierung junger Menschen nimmt zu

Am 11. April 2025 stellte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann den Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2024 in München vor.

„Die Innere Sicherheit und damit unser friedliches Zusammenleben in unserem Land werden in einem bisher nicht bekannten Ausmaß auf den Prüfstand gestellt. Die Gefährdungslage hat sich in allen Phänomenbereichen erneut spürbar verschärft.“ Dieses Fazit zieht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der heute den Verfassungsschutzbericht 2024 vorgestellt hat. Für Herrmann besonders besorgniserregend: „Die Botschaften der Extremisten aus allen Bereichen verfangen immer öfter auch bei jüngeren Menschen, oftmals sogar Minderjährigen.“ Die Sozialen Medien seien hier Dreh- und Angelpunkt: „Extremistische Akteure nutzen sie, um ihre Ideologien und Narrative zu verbreiten. Das wirkt wie ein Brandbeschleuniger bei der Verbreitung von Demokratiefeindlichkeit, Hass auf den Staat oder bei der Selbstradikalisierung von potentiellen Gewalttätern.“

Für den Minister ist klar: „Unsere Sicherheitsbehörden müssen - auch angesichts der sich rasant verändernden Weltlage - mit ihren Befugnissen und technischen Möglichkeiten am Puls der Zeit bleiben.“ Der Einsatz der Künstlichen Intelligenz müsse bei der Aufklärung extremistischer Umtriebe oder bei Desinformation im Internet weiter ausgebaut werden. „Zudem müssen wir endlich den Fehlentwicklungen, die den Nährboden für extremistische Propaganda bilden, entschlossen gegensteuern und die wichtigen Themen wie Migrationssteuerung entschieden angehen“, so Herrmann.

In der rechtsextremistischen Szene ist 2024 die Zahl der Szeneangehörigen erneut leicht auf nun­mehr 2.740 gestiegen (2023: 2.725). Eine Ursache könne auch hier in dem verschärften Werben um jüngere An­hän­ger liegen, insbesondere durch Angebote von Sport- und Kampfsportaktivitäten. „Im Gegensatz hierzu ist 2024 die Gesamtzahl rechtsextre­mis­tischer Straftaten erneut von 476 im Vorjahr auf nunmehr 407 zurückgegangen“, so der Minister. Gleiches gelte für die Zahl der Gewalttaten: „Während 2023 noch 52 Taten begangen wurden, gingen diese 2024 um 25 Prozent auf 39 Delikte zurück.“ Der Mehrzahl der Gewalt- und sonstigen Straf­taten lag eine frem­denfeindliche oder antisemitische Moti­va­tion zugrunde.

In der linksextremistischen Szene lagen die Schwerpunktaktivitäten auf Solidaritätsaktionen für inhaftierte Szeneangehörige und der Agitation gegen den von ihr konstatierten „Rechtsruck“ in der Gesellschaft. Die Wahlerfolge „rechter“ Parteien führten zu einem gesteigerten Aktivismus gegen den politischen Gegner; schwerpunktmäßig richteten sich die Aktionen aber nach wie vor gegen die AfD. Die Szene setzt nach den Erkenntnissen der Verfassungsschützer zunehmend ungehemmt auf Einschüchterungs- und Gewaltstrategien. Mittlerweile bezichtigt die Szene unterschieds­los aber auch bürgerliche Par­teien des „Faschismus“. Anlass dafür sind vor allem die aktuellen politischen Debatten zur Migrationspolitik und der Inneren Sicherheit.

Im letzten Jahr hat sich das der Szene der Reichsbürger und Selbstverwalter zuzurech­nende Personenpotenzial erneut leicht von 5.406 im Vorjahr auf 5.430 erhöht; davon zählen 530 Szeneangehörige zum „har­ten Kern“. Dabei sind laut Herrmann unverändert 500 Personen dem gewaltorientierten Personenpotenzial zuzurech­nen. Insgesamt seien Reichsbürger allerdings deutlich weniger straffällig geworden als in den Vorjahren. „Sowohl bei den Gewalt- als auch bei den sonstigen Delikten sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Drittel zurückgegangen“ (Gewaltdelikte: 2024: 26, 2023: 73; sonstige Delikte 2024:  81, 2023: 233).

Lesen Sie hier den Verfassungsschutzbericht 2024.

Dieser Text ist ein Auszug einer Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. Sie können diese hier im Volltext nachlesen.

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