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Projekttag in Agatharied: Schüler fit machen gegen Rechtsextremismus, Online-Hetze und Antisemitismus

Schüler über Rechtsextremismus und Hasskriminalität aufklären und dafür zu sensibilisieren – das war das Ziel eines Projekttages im Jugendhaus Berghof in Agatharied am 7. November. Teilgenommen haben rund 80 Schülerinnen und Schüler des Staatlichen Gymnasiums Trudering, die aufgrund ihres besonderen Engagements in der Schulfamilie ausgewählt wurden. Das Programm mit Workshops, Film-Besprechungen und Diskussionen wurde von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE), dem Beauftragten der Bayerischen Polizei gegen Hasskriminalität, insbesondere Antisemitismus, und der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA) gestaltet.

Junge Menschen stehen im Fokus von Rechtsextremisten, die sie für ihre Ideologie gewinnen wollen. Dazu verbreiten sie u. a. Bilder und Videos, die als harmlose Scherze getarnt werden, im Grunde jedoch menschenverachtende Aussagen beinhalten. Schülerinnen und Schüler, die heute wie selbstverständlich Smartphones und Online-Kommunikation nutzen, können rasch mit solchen Inhalten konfrontiert werden. Ihr Teilen kann eine Straftat darstellen, stört den Schulfrieden und kann rechtsextremistische Positionen bei Schülerinnen und Schülern salonfähig machen.

Um diesem Phänomen noch besser begegnen zu können, wurde Anfang 2023 das Amt des Beauftragten der bayerischen Polizei gegen Hasskriminalität, insbesondere Antisemitismus, beim Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) eingerichtet. Der Beauftragte soll vor allem Bekämpfungsstrategien gegen jede Art von Hasskriminalität weiterentwickeln, die polizeiinterne Aus- und Fortbildung ausbauen und die Zusammenarbeit mit anderen Behörden und der Zivilgesellschaft stärken. Kontaktieren Sie ihn bei Bedarf via gegenhass@polizei.bayern.de.

Die BIGE ist eine Präventionsdienststelle der Bayerischen Staatsregierung. Mit kostenfreien Informationsveranstaltungen und individuellen Beratungen werden alle unterstützt, die Extremismus vorbeugen wollen oder unmittelbar mit Extremisten konfrontiert sind. Schüler-Workshops, Lehrerfortbildungen und Vorträge können Sie auf der Website www.bige.bayern.de anfragen.

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Im Workshop der BIGE wurden die Schülerinnen und Schüler über die Grundlagen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung (fdGO) informiert und gemeinsam erarbeitet, wie gerade Extremisten versuchen, junge Menschen für ihre demokratiefeindlichen Ideen zu gewinnen. Gemeinsam wurde anhand eines Filmes, der die Radikalisierung eines jungen Mannes zeigt, herausgearbeitet, welche Aspekte für Jugendliche verführerisch wirken und wie man diesen gemeinsam begegnen kann.

Im Jahr 2023 führte die BIGE bayernweit bereits über 300 Workshops wie in Agatharied an Schulen der unterschiedlichen Schulformen durch. Daniela Marckmann, Leiterin der BIGE, zieht aus diesen Erfahrungswerten das Fazit: „Information und Sensibilisierung von jungen Leuten ist sehr wichtig. So etwas wie vermeintlich witzige „Hitler-Memes“ im Klassen-Chat dürfen für Schülerinnen und Schüler nicht alltäglich werden. Das NS-Terrorregime war gestern – aber auch heute noch bedrohen Rechtsextremisten unser Leben in Freiheit und Demokratie.“

Für die Schülerinnen und Schüler der Unterstufe stellte ein Team der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA) anhand des interaktiven Bildungsformats „Schatztruhe Judaika“ (Sammelobjekte der jüdischen Kultur und Religion) einen Einblick in das jüdische Leben vor. Durch die mitgebrachten Judaika, ein Quiz, Verkostung mit koscheren Lebensmitteln und einer reflektierten Begegnung mit einer Vertreterin der jüdischen Community konnten Wissenslücken geschlossen und immer wiederkehrende Vorurteile thematisiert und abgebaut werden.

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Die 2009 in München gegründete EJKA ist eine jüdische Bildungseinrichtung aus dem Bereich der Jugend- und Erwachsenenbildung mit dem Schwerpunkt jüdischer Kulturbildung und interreligiösem bzw. interkulturellem Dialog. Ihr Ziel ist es, durch Vermittlung von Wissen die jüdische Gemeinschaft zu stärken, sie zu öffnen und Berührungsängste abzubauen. Weitere Informationen zu allen Bildungsangeboten der EJKA finden Sie unter www.ejka.org.

Jonas Mages, Projektleiter und Fachreferent für Antisemitismusprävention und Jüdisches Leben bei der EJKA, freut sich über den erfolgreichen Tag: „Wenn man jüdisches Leben und Wirken kennenlernt, stärkt das die Gesamtgesellschaft und verhindert Vorurteile, vor allem antisemitische. In unseren Formaten redet die Schülerschaft nicht über, sondern mit Jüdinnen und Juden, und versteht auf diese Art: Jüdische Geschichte in Bayern ist Heimatgeschichte.“

Von Hass und Diskriminierungen sind aber nicht nur jüdische Menschen betroffen.

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Der EJKA-Workshop wurde daher durch interaktive Übungen, Filmbeiträge sowie Informationen und Tipps zum Thema Hasskriminalität in der „realen und virtuellen Welt“ durch das BLKA ergänzt. Ein weiterer Unterrichtsschwerpunkt des BLKA war die Stärkung der „Zivilcourage und Selbstsicherheit“. Hier konnten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Rollenspieles schnell erfassen, welche Gefühle sich sowohl auf Seiten der Opfer, als auch der Beobachter von Anfeindungen, z. B. in Öffentlichen Verkehrsmitteln, entwickeln und welche Handlungsmöglichkeiten für beide Seiten bestehen.

Michael Weinzierl, Beauftragter der Bayerischen Polizei gegen Hasskriminalität, insbesondere Antisemitismus, zeigte sich mit dem Präventionstag sehr zufrieden und erklärte: „Es ist wichtig, dass schon junge Menschen ein Gefühl für die Betroffenheit von marginalisierten und vulnerablen Gruppen in unserer Gesellschaft bekommen. Menschen, die auf Grund ihrer Nationalität, Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung oder Religionszugehörigkeit Ausgrenzung und Gewalt erfahren, brauchen die deutliche Unterstützung aus der gesamten Gesellschaft. Es ist nicht hoch genug zu schätzen, wenn sich auch die Schulen dieser Aufgabe verschreiben.“

Vorsorge ist besser als Nachsorge – dies gilt sowohl hinsichtlich Kriminalität als auch Extremismus. Die Stärkung von demokratischen Werten ist eine gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Hierfür sind konkrete Projekte, wie aktuell mit den Schülerinnen und Schülern des Staatlichen Gymnasiums Trudering in Agatharied durchgeführt, ein wichtiger Baustein.

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