Reichsbürgerveranstaltung in München mit bundesweiter Relevanz
Bisher größtes Gleichgesinnten-Treffen der Reichsbürger- und Selbstverwalterszene fand am 31. August 2024 auf dem Königsplatz in München statt. Die Teilnehmenden der Veranstaltung „Das große Treffen der 25+1 Bundesstaaten“ bemühten hier das zentrale Thema der Szene, die Negierung der Existenz der Bundesrepublik Deutschland.
Das Treffen stellte eine Veranstaltung der Szene der Reichsbürger und Selbstverwalter von bundesweiter Relevanz dar. Nach Magdeburg (19. August 2023), Dresden (28. Oktober 2023) und Gera (6. April 2024) war dies das erste „Bundesstaaten“-Treffen außerhalb der neuen Bundesländer.
Das Treffen nimmt Bezug auf die Zeit des Deutschen Kaiserreichs: Zwischen 1871, und 1918 setzte sich das Deutsche Reich aus 25 Bundesstaaten zusammen. Das „+1“ bezieht sich auf das „Reichsland“ Elsass-Lothringen, welches kein eigener Bundesstaat war, sondern als Sonderverwaltungszone direkt dem deutschen Kaiser unterstand. Somit implizieren die Organisatoren klassisch reichsbürgertypisch, dass das Kaiserreich in seinen einstigen Grenzen wiederhergestellt werden müsse und die Bundesrepublik „illegal“ errichtet wäre.
Hinter der Initiative „25 + 1 Bundesstaaten“ verbirgt sich ein loser Zusammenschluss von Personen aus der Reichsbürger-Szene, der sich auf die Zeit des Deutschen Kaiserreichs bezieht. Eine Vernetzung findet zumeist über Telegram, vor allem über den Kanal „Das große Treffen der Bundesstaaten“, statt.
Nach Eröffnung der Veranstaltung und einem Redebeitrag vom stellvertretenden Versammlungsleiter startete der sogenannte „Aufmarsch der Flaggen“, wobei alle einstigen Bundesstaaten des Deutschen Kaiserreichs einzeln vorgestellt wurden.
Zu Beginn der Veranstaltung fanden sich rund 380 Szeneangehörige aus dem gesamten Bundesgebiet auf dem Königsplatz ein. Im weiteren Verlauf erhöhte sich die Teilnehmerzahl auf circa 480 Personen, die teils mit Reisebussen zur Trefförtlichkeit kamen. Während der Veranstaltung war eine auffällig große Anzahl an Fahnen des früheren Königreich Sachsens in Weiß und Grün festzustellen. Während der Veranstaltung konnten die Teilnehmenden u. a. Kleidungsstücke, Schlüsselanhänger und Schmuck mit dem Thema der Veranstaltung entsprechender Symbolik bzw. Slogans zu erwerben.
Hauptredner des Nachmittags war mit einem Teilnehmer aus Baden-Württemberg eine der bekanntesten Figuren der bundesweiten Reichsbürger-Szene. Dem Vortrag des Hauptredners zufolge sei die Ausrufung der Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 illegal gewesen: „Der Staat Deutsches Reich besteht und hat die Grund- und Bodenrechte.“ Der Redner betonte weiter, „das Recht von 1871“ sei das einzige Recht, welches heute gelten würde. Der Bundesrepublik sprach er jegliche Staatlichkeit ab: Sie würde sich als „Treuhandnehmer“ lediglich „im Seerecht“ befinden und könne „auf dem Land“ bzw. „im Staat des Deutschen Reichs keine Gesetze erlassen“.
Wenngleich die Teilnehmerzahl geringer ausfiel als bei einer vorherigen Veranstaltung der Initiative in Gera im April (ca. 1.000 Teilnehmende), handelt es sich um die bisher teilnehmerstärkste Veranstaltung der Reichsbürger- und Selbstverwalterszene in Bayern. Gerade vor dem Hintergrund, dass ein beachtlicher Teil der Veranstaltungsbesucher augenscheinlich nicht aus Bayern angereist ist, sondern eine weitere Anfahrt auf sich nahm, wurde die Veranstaltung von den Teilnehmenden als Erfolg gewertet.
Der auf dem Königsplatz versammelten Menschenmenge ist es jedoch nicht erkennbar gelungen, neue Interessenten anzusprechen. Die Veranstaltung ist eher als ein großes Gleichgesinnten-Treffen zu betrachten. Man wollte unter sich bleiben und die eigene Ideologie zelebrieren. Weitere ähnliche Veranstaltungen seien laut Telegram bereits in Planung. Zum jetzigen Stand ist jedoch nicht davon auszugehen, dass zeitnah ein weiteres „Bundesstaaten-Treffen“ in Bayern stattfinden wird.