Geschichtsrevisionismus weiter Thema in der rechtsextremistischen Szene

Rechtsextremisten wollen das allgemein anerkannte, fakten- und forschungsbasierte Bild über Ereignisse der deutschen Geschichte umdeuten. Solcher Geschichtsrevisionismus zeigt sich in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Deutsche Geschichte“. Veröffentlicht wird sie von einem rechtsextremistischen Verlag aus dem oberbayerischen Gilching.

© Screenshot: druffel-vowinckel.eu (gesichert 02.12.20)

Eines der aktuellen Titelthemen der regelmäßig im Gilchinger Druffel & Vowinckel-Verlag erscheinenden „Deutsche Geschichte“ lautet: „Kein Friede mit Hitler – Churchill, Roosevelt und Chamberlain wollten Deutschlands Vernichtung“. Der Autor versucht, Adolf Hitler im Jahr 1939 als einen um den Weltfrieden bemühten Staatsmann darzustellen:

„[…] Fieberhaft arbeiteten Hitler und seine engsten Mitarbeiter in den letzten August- und ersten Septembertagen daran, eine militärische Aktion gegen Polen zu verhindern, wenigstens aber einen Krieg mit den europäischen Großmächten zu vermeiden. […]“.

Historisch war tatsächlich das genaue Gegenteil der Fall. Für Hitler waren Kriege ein notwendiges Mittel zum Zwecke seiner aggressiven Außenpolitik, die auf eine gewaltsame Erweiterung des deutschen Herrschaftsbereichs abzielte.

Derartige Umdeutungen des allgemein anerkannten, fakten- und forschungsbasierten Bildes über Ereignisse der deutschen Historie werden als Geschichtsrevisionismus bezeichnet. In diesem Zusammenhang sind Rechtsextremisten bestrebt, die nationalsozialistische Gewaltherrschaft unter Herausstellung angeblich positiver Leistungen zu rechtfertigen oder die Verbrechen des Dritten Reiches zu verschweigen, zu verharmlosen oder sogar zu leugnen. Einschlägige geschichtsrevisionistische Veröffentlichungen werden insbesondere durch rechtsextremistische Verlage verbreitet. Seit 1991 besteht die Verlagsgesellschaft Berg mbH mit Geschäftssitz in Gilching im oberbayerischen Landkreis Starnberg. Sie ist mit dem Druffel & Vowinckel-Verlag verschmolzen und einer der größten organisationsunabhängigen rechtsextremistischen Verlage  Deutschlands. Publikationen werden über das Internet, Abonnements, den (Bahnhofs-)Buchhandel oder durch Verkauf bei rechtsextremistischen Veranstaltungen vertrieben.

Aus Sicht der Sicherheitsbehörden zeigt die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „Deutsche Geschichte“, dass das für die rechtsextremistische Szene klassische Thema Geschichtsrevisionismus weiterhin relevant ist. Es wird insbesondere in den traditionell orientierten Teilen der Szene offensiv verfolgt, während gleichzeitig in anderen Szenespektren neuere Themen wie Kampfsport an Bedeutung gewinnen.

Verlage wie Druffel & Vowinckel streben die Etablierung einer rechtsextremistischen Gegenkultur an. Sie verbreiten gezielt geschichtsrevisionistische sowie antisemitische, antidemokratische und fremdenfeindliche Vorstellungen. So sollen rechtsextremistische Überzeugungen in ihrer Leserschaft gefördert und gefestigt werden.