„Enteignen, besetzen, Revolution“: Linksextremisten demonstrieren in Nürnberger Villenviertel

Am Samstag, den 3. Juli 2021 zogen rund 100 Personen unter dem Motto „Besuchen wir die Profiteuer*innen von Kapitalismus und Krise“ durch den wohlhabenden Nürnberger Stadtteil Erlenstegen. Sie versuchten, mit sozialrevolutionären Aufrufen zu provozieren.

Veranstaltet wurde die Demonstration von einem Bündnis verschiedener Gruppierungen, in dem fast alle Organisationen der linksextremistischen Szene Nürnbergs vertreten sind – u. a. die DKP Nürnberg, die Interventionistische Linke (IL) Nürnberg, die Organisierte Autonomie (OA), die Prolos und die Revolutionär organisierte Jugendaktion (ROJA).

Logo der autonomen Gruppe „Prolos“

Die Autonomen-Gruppe Prolos hatte im Vorfeld dazu aufgerufen, sich bereits mittags vor dem Szenelokal „Schwarze Katze“ in Nürnberg-Gostenhof zu treffen, um sich in einem so genannten Actionwalk auf den Weg nach Nürnberg-Erlenstegen zu machen. Das Demonstrationsgeschehen in dem als Wohnlage begehrten Viertel mit viel Grün und Gründerzeitvillen im Nürnberger Nordosten wurde von der Polizei begleitet und verlief störungsfrei. Mit Slogans wie „Die neuen Besitzer sind da!“, „Enteignen, besetzen, Revolution“, „Eat the rich“, „Enteignen? Ehrensache!“ oder „Erlenstegner Sowjetrat“ versuchten die Demonstranten zu provozieren und öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Es beteiligten sich auch Aktivisten der Sozialrevolutionären Aktion (SRA) aus Regensburg.

Die Aktion zum linksextremistischen Themenfeld Antikapitalismus erinnert an eine Veranstaltung am 30. April 2021 in Oberbayern: Eine bis dahin öffentlich nicht aufgefallene Autonomen-Gruppe hatte eine Demonstration durch den wohlhabenden Münchner Vorort Grünwald angemeldet. Der Gruppierung war es gelungen, unter dem Motto „Meet the Rich! Holen wir uns, was uns gehört“ rund 150 meist jugendliche Teilnehmer zu mobilisieren. Das provokante Motto und der Zeitpunkt am Vorabend des für die linksextremistische Szene symbolträchtigen „Tag der Arbeit“ am 1. Mai hatten bereits im Vorfeld für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Auch im Nachgang der Protestaktion kam es zu überregionaler Presseberichterstattung. Der Demonstrationszug war wegen Verstößen gegen die Corona-Infektionsschutzauflagen schon nach wenigen Metern von der Polizei gestoppt worden. Er wurde in eine stationäre Kundgebung umgewandelt, die kurz darauf vom Veranstalter aufgelöst wurde. Bei der Abreise der Teilnehmer kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, drei Beamte wurden dabei leicht verletzt.

Aus Sicht der Sicherheitsbehörden haben die Nürnberger Linksextremisten ihr Ziel verfehlt, eine ähnlich große öffentliche Aufmerksamkeit wie anlässlich der linksextremistischen Aktion Ende April 2021 in München-Grünwald zu erreichen.