„Augen auf!“ bei Hass und Hetze im Netz: Online-Game macht auf Gefahren im Internet aufmerksam

Rechtsextremismus und Fake News im Netz erkennen: Das neue Online-Game „Augen auf!“ der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit hilft Lehrkräften dabei, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu fördern.

© Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit

Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo und Rupert Grübl, Direktor der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (BLZ), präsentieren das Online-Game „Augen auf!“, das Schülerinnen und Schüler für Gefahren im Internet sensibilisieren und über extremistische Strategien in den sozialen Medien aufklären soll. Das Game richtet sich an Jugendliche ab der 8. Jahrgangsstufe.

„Ich bin Constable Truth, für Wahrheit, Fairness und eine bessere Welt“, so stellt sich der Protagonist im Game „Augen auf!“ vor: Ein Kämpfer für den Naturschutz, der arme kleine Igel aus achtlos weggeworfenen Plastikverpackungen rettet. Doch wer genau hinhört, findet bereits im ersten Videopost des Constable Hinweise auf seine eigentlichen Ziele. Denn: „Unsere Heimat“ ist in Gefahr – und zwar wegen Leuten, die sich nicht an „unsere Regeln“ halten.

Und damit sind die Schülerinnen und Schüler der Dominik-Brunner-Realschule in Poing schon mittendrin in einem für sie durchaus realistischen Szenario: 56 Prozent der 12- bis 19-Jährigen gaben bei der JIM-Studie 2021 an, mit extremen politischen Haltungen konfrontiert worden zu sein. Im Vergleich zu 2020 bedeutet dies eine Steigerung um elf Prozent. Die Studie kommt zu einem klaren Fazit: Angesichts der zunehmenden Beleidigungen und der steigenden Desinformation wird Medienkompetenz für Jugendliche immer wichtiger. Kultusminister Piazolo betont: „Mit zahlreichen Projekten geht die Bayerische Staatsregierung immer wieder gezielt gegen Hass und Hetze im Netz vor. Uns liegt am Herzen, die Medienkompetenz für Jugendliche umfassend zu fördern. Diese ist ein entscheidender Baustein für die Bildung junger Menschen. Das neue Game ‚Augen auf!‘ der BLZ unterstützt Schule und Eltern bei dieser wichtigen, fächerübergreifenden Aufgabe.“

Aus Videos zum Thema Naturschutz und harmlos scheinenden Community-Späßen im Chat wird im Game irgendwann Ernst. Es wird immer klarer, dass Constable Truth alles andere als ein Naturschützer ist: In Wirklichkeit hetzt er gegen Geflüchtete und Andersdenkende und verbreitet Verschwörungstheorien sowie rechtsextremes Gedankengut.

Am Game, das mit an die Realität angelehnten Full-Motion-Video-Filmsequenzen und Elementen der sozialen Medien arbeitet, müssen sich die Spielenden aktiv beteiligen. Indem die Schülerinnen und Schüler sich immer wieder neu entscheiden müssen, können sie den Ausgang beeinflussen: Unterstützen sie den Rechtsextremisten, dessen Agenda immer sichtbarer zutage tritt oder enttarnen sie ihn rechtzeitig, bevor die Gewalt eskaliert? BLZ-Direktor Rupert Grübl erläutert: „Mit dem Game ‚Augen auf!‘ ist es der Landeszentrale gelungen, den Schülerinnen und Schülern dieses sensible Thema spielerisch – verpackt in einem digitalen Format – näherzubringen. Sie lernen dabei, dass ihre Handlungen Konsequenzen haben und entwickeln eine höhere Kompetenz beim Erkennen von extremistischen Botschaften wie Fake News und Propaganda.“

Sylvie Schnaubelt, Schulleiterin der Dominik-Brunner-Realschule in Poing, hat das neue Format schon überzeugt: „Das Game ‚Augen auf!‘ kann die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler auf hervorragende Art und Weise in die Schule bringen. Zum einen sind unsere Schüler Experten im Bereich des Gaming, zum anderen bewegen sie sich viel und selbstverständlich in der Welt der sozialen Medien. So lassen sich Medienpädagogik und Lehrplaninhalte mehrerer Fächer schülerbezogen und interaktiv vermitteln.“

Um im Unterricht spielen zu können, müssen mindestens zwölf Jugendliche und eine Spielleitung (z. B. eine Lehrkraft) teilnehmen. An die Spielphase schließt sich die Reflexion mithilfe eines Baumdiagramms an, das alle getroffenen Entscheidungen noch einmal aufzeigt. Die Schülerinnen und Schüler lernen: Extremistische und demokratiefeindliche Inhalte zu erkennen, Nachrichten und Memes nicht unreflektiert zu teilen und eine Recherche durchzuführen, wenn sie etwas nicht verstehen oder kennen. Am Ende steht vor allem die Erkenntnis: Nicht nur, aber auch im Netz hat jeder immer die Wahl, Inhalte nicht zu teilen, den Plattformen extremistische Inhalte zu melden und Familie oder Freunde über fragwürdige Kanäle oder Inhalte aufzuklären.

Lehrkräfte im schulischen und außerschulischen Bereich erhalten nach der Registrierung unter www.game-augen-auf.de die Zugangsdaten für die Game-Plattform. Im internen Bereich lassen sich ein Handbuch mit Tipps und Unterlagen für die Vor- und Nachbereitung inklusive einiger Stundenentwürfe herunterladen, um sich mit dem Thema intensiver auseinanderzusetzen. Darüber hinaus bietet die BLZ ab März 2022 in regelmäßigen Abständen Workshops für Lehrkräfte an.

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